Roter Stern Halle

Spielbericht Tasmania II : Roter Stern II

Wir stiegen aus dem Auto und wussten: Das muss das Ende sein. Wir waren angekommen im tiefsten Osten von Halle. Hier lag, gesäumt von alten Industrieanlagen und in die Jahre gekommenen Schrebergärten, der Hallorenplatz. Ein Ort, der wie gemacht dafür schien, dass hier das Duell des Letzen (Aufbau/Tasmania) gegen den Vorletzten (Wir) der untersten halleschen Liga stattfinden sollte.
Die Umkleidekabinen verströmten den Duft von alten Linoleum und Jahrzehnten hallescher Fußballgeschichte. Dazu passend sollte die Leitung des Spiels einem Urviech des lokalen Schiedsrichterwesens obliegen: Harald Schlossig. Bei seinem Anblick rutschte unserer Mannschaft der Trikotsaum von selbst (Ordnung muss sein!), aber nicht das Herz in die Hose. Denn wie Korkiola auf seiner Mini-Taktiktafel zeigte, waren wir personell gut gerüstet: Hechter im Tor, davor eine Dreier-Abwehr bestehend aus Brandy, Alex und Lodda. Im defensiven Mittelfeld spielten Tino und Tilli, auf den Außenbahnen Lukas Possin und Libbi, auf der zehn Lukas Rieper und davor zwei Angreifer, Sören und Pavel. (Bank: Makki, Marcel, Christian). Im Vergleich zur Vorwoche lief also praktisch eine völlig neue Startelf auf. Dazu war die Taktik offensiver gewählt. Korken wollte es wissen.
Schiedsrichter Schlossig ließ beide Mannschaften am Mittelkreis antreten, welcher in den kommenden Neunzig Minuten seinen Aktionsradius darstellen sollte. Dann pfiff er das Spiel an.

In den ersten Minuten musste sich unsere neue Elf erst einmal finden, was zu einer Chance des Gegners führte, doch Hechter war zur Stelle. Aber auch wir kamen einmal gefährlich vor das Tor. Die Abwehr konnte jedoch klären. Langsam wurde klar, mit welcher Taktik die Tasmanen vorgehen wollten: Hinten eine Riege älterer Herren in der Defensive, die die Bälle oft lang und weit nach vorne schlugen, wo sie dann von den zwei schnellen Offensivspielern verarbeitet werden sollten. Gerade die Verteidigung verrichtete ihre Arbeit auch recht solide, wurde aber vor große Probleme gestellt, wenn der schnelle, wendige Pavel an den Ball kam. Dieser drang nach ungefähr einer Viertelstunde von halbrechts in den Strafraum ein und wurde gelegt- der Pfiff blieb aus.
Wenige Minuten später wurde er jedoch für seine Angriffsbemühungen belohnt. Diesmal flankte er von links in den Sechzehner, der Ball wurde lang und länger und fiel schließlich hinter dem Torhüter ins lange Eck (21.). Wahnsinn.
Doch dieser Treffer sollte sein letzter in diesem Spiel sein: Bei seinen Torchancen wurde er nämlich noch in der ersten Halbzeit noch zwei Mal im gegnerischen Strafraum elfmeterwürdig gefoult. Als der nun insgesamt dritte klare Elfmeter nicht gegeben wurde, platzte Korken endgültig der Kragen. Er brachte lautstark seinen Unmut über die Fehlentscheidungen zum Ausdruck und reckte dabei drei Finger in die Luft.
Als kurz darauf das Spiel unterbrochen wurde, gab der Schiedsrichter den Ball nicht gleich wieder frei, nein, er stapfte wütend in Richtung unserer Coaching-Zone, an deren Rand Korken stand. Dort angekommen baute er sich vor unserem Trainer auf und raunzte ihn an: „Hören sie sofort auf meine Person derart anzugreifen!“ Korken wollte daraufhin gerade ansetzen, ihm eine Tracht pädagogischer Theorie zu erteilen, worin der Unterschied zwischen persönlicher und sachlicher Kritik bestünde, doch Schlossig, nach seinem Gewaltmarsch völlig außer Atem, brüllte: „SETZEN SIE SICH SOFORT AUF IHRE BANK!“ Marc erwiderte noch etwas, doch der Referee wandte sich wieder dem Spielgeschehen zu. Der Trainerstab und die Ersatzspieler setzten sich artig hin. Die Diskussion wäre vergeblich gewesen, denn spätestens jetzt wären auch unsere nächsten zehn Elfmeter nicht gegeben worden.
Das war sehr ärgerlich für uns, denn in der 36. Minute erzielte Tasmania den Ausgleich. Ein Freistoß aus halblinker Position schlug im kurzen Eck ein. Kurz darauf war Halbzeit. Korken wechselte Makki ein und nahm dafür Libbi raus, welcher daraufhin zu seinem ersten Sprint ansetzte: Zum vereinseigenen Bratwurststand. Außerdem kam Marcel für Sören. Marcel blieb im Sturm, Makki gab nun den Zehner und Lukas Rieper sollte über links Dampf machen.
Und der Stern legte nach der Pause auch los wie die Feuerwehr: In der 46. Minute kann der gegnerische Torhüter noch einen Flachschuss von Pavel parieren, doch in der 50. Minute ist es soweit: Lukas Possin setzte sich über rechts gut durch und knallte das Leder an den kurzen Pfosten. Von dort aus sprang der Ball zum mitgelaufenen Lukas Rieper, der keine Mühe hatte ihn aus kurzer Distanz über die Linie zu bugsieren. Er freute sich sehr über sein Tor und die anwesende Familie Possin über die schöne Vorlage ihres Sprösslings.
Jetzt spielte nur noch eine Mannschaft hier und das war der Rote Stern. Tilli interpretierte seine Position sehr offensiv, brachte oft Bälle auf die Außen und dann ging die Post ab. Die greisen Beine der gegnerischen Verteidiger waren dem nicht mehr gewachsen, so dass die Altmeister des Trashtalks sich darauf verlegten, ihre Mit- oder Gegenspieler anzupöbeln. „Noch so´n Ding, dann wummert`s!“ sagten sie beispielsweise. Doch dann wummerte es auf der anderen Seite: Wieder ein Angriff über rechts, doch Makki kriegt den Ball nicht über die Linie. Die Situation scheint vorbei, doch dann schießt der Tasmania-Verteidiger bei seinem Klärungsversuch den eigenen Torhüter ab und der Ball kullert ins Tor (82.). Jetzt passiert etwas Lustiges: Die an diesem Angriff beteiligten Stern-Spieler traben bereits zur eigenen Hälfte, nur Pavel und Christian stehen noch da. Der Schiedsrichter sagt, er braucht noch einen Torschützen, den er aufschreiben kann (Eigentore gibt es anscheinend nicht) und Pavel deutet kurzerhand auf seinen Nebenmann, der dadurch unverhofft zu seinem ersten Saisontor kommt. Das ist die Entscheidung. Der Stern lässt nichts mehr anbrennen, die Tasmanen sind fertig, Schiedsrichter Schlossig trifft noch ein paar letzte Fehlentscheidungen und faltet ein paar Spieler zusammen. Dann ist der Erfolg in trockenen Tüchern.
Endlich haben wir uns belohnt und auch wenn wir heute etwas verstärkt wurden, zeigt dieser Erfolg, dass wir besser sind, als der Tabellenplatz es vermuten lässt. HTB kann kommen! Die nächste Saison auch!
Vielen Dank an die zahlreichen Fans für die Unterstützung!