Roter Stern Halle

Unwahrscheinliche Niederlage

Fußball ist ein hochkomplexes Spiel, betrachtet man einmal die unüberschaubare Anzahl an Variablen die einen Spielverlauf beeinflussen können. Dennoch hat das Spiel auch seine berechenbaren Seiten. Sonst würde es ja keine Rekordmeister, keine Favouriten und Underdogs geben. Es geht ganz einfach um Wahrscheinlichkeiten eines Sieges oder einer Niederlage bestimmter Mannschaften. Nehmen wir die Begegnung vom vergangenen Wochenende. Ich halte es für äußerst wahrscheinlich, dass die aufgelaufene Mannschaft des Sterns diese Mannschaft der SG Einheit in 10 aufeinanderfolgenden Spielen 7 mal schlägt. 2 mal halte ich ein Unentschieden für möglich und einmal verliert der Stern wahrscheinlich, weil Fußball eben ein hochkomplexes Spiel ist und nicht immer der Bessere gewinnt. Leider fand am vergangenen Samstag genau dieses zehnte Spiel statt. Bereits in den Anfangsminuten der Partie konnte Mensch sich auf der Sternbank bequem zurücklehnen, denn so holprich der Stern auch ins Spiel startete, von der Einheit kam spielerisch noch weniger. Der aufgeweichte, rutschige Boden mag ein Stück weit als Entschuldigung dafür herhalten, dass man die ersten Minuten spielerisch eher in der 1. oder 2. Stadtklasse einordnen konnte als in einer Stadtligapartie. Der Stern hatte, dank des überlegteren Vorgehens die ersten Möglichkeiten, wie z.B die von Pavel, der mit einem Volleyschuss aber nur das Außennetz des Einheitstores prüfte. Zwischen der 15. und der 25. Minute wurde die Fehlerquote bei Pässen im Aufbauspiel des Sterns so hoch, dass die Einheit ihre wohl beste Phase im Spiel hatte. Gefährlich wurde es dabei trotz einiger Abwehrunzulänglichkeiten nur bedingt.  Max musste das ein oder andere mal durchaus nach einem Ball greifen. Auf der anderen Seite schoss Tweed sehenswert, aus 11 Metern in zentraler Position zum Führungstreffer ein, der allerdings nicht gegeben wurde. “Abseits” entschied eine der wichtigsten Variablen auf dem Fußballfeld – der Schiedsrichter. Im Moment der Ballabgabe, in diesem Fall ein versuchter Torschuss von Jacob war dies nicht der Fall, und selbst nachdem der Ball von einem der Einheit-Spieler abprallte und in den eigenen Strafraum trudelte, befand sich Tweed nicht in regelwidriger Position. Gute Mannschaften stecken solche Fehlentscheidungen weg und legen nach. Der Stern tat dies in der 31. Minute mit einer der seltenen wirklich sehenswerten Kombinationen. Auf der linken Außenbahn bediente Tweed Pavel an der 16er Grenze. Dieser lies mit einer schnellen Drehung gleich zwei Gegenspieler recht hölzern aussehen, flankte sofort nach innen und fand in Iggy den dankbaren Abnehmer, der den nicht einfach zu nehmenden Ball aus 5 Metern über die Linie drückte. Und der Stern setzte nach. Nur wenige Minuten nach dieser Klasseszene folgte ein weiterer Kombinationsleckerbissen. Peer und Jens überbrückten im Doppelpass schnell das Mittelfeld, Jens mit einer Buttercremevorlage für Iggy, der auf und davon war, aber irgendwie den Ball nicht richtig mitbekam. Ein kurzes Stolpern, ein kurzes Zögern am 16er und der Abschluss war dahin, die Einheitabwehr nachgerückt. Aber eine 1:0 Führung zur Halbzeit kann ja auch schon die halbe Miete sein. In der 43. Minute, praktisch schon auf dem Weg zum Pausentee,  gab es dann noch eine strittige Freistoßentscheidung. Jens prallte auf dem Weg zum Ball am turmartigen 6er der Gäste ab. Die erstaunliche Auslegung des Unpartiischen war ein Offensivfoul. Das ganze fand wenige Meter vor dem Anstoßpunkt statt, also in einer alles andere als gefährlichen Zone. Der folgende Freistoß segelte in den Strafraum, wurde dort kurzfristig abgewehrt und anschließend von irgend einem Kopf als Bogenlampe über den erstaunten Max ins Tor befördert. Was für ein dämlicher und zudem höchst unwahrscheinlicher Ausgleich.
Trotz dieses Ärgernisses waren die Aussichten ausgesprochen positiv in der zweiten Halbzeit 3 Punkte klar zu machen, weil der Stern seinem Gegener einfach in nahezu allen Belangen überlegen war. Die spielerische Linie mag in der zweiten Halbzeit etwas verloren gegangen sein, aber Chancen für den Siegtreffer gab es genug. So sezte sich Peer brilliant auf der linken Außenbahn durch, drang unwiderstehlich in den Strafraum der Einheit ein und legte den Ball dann vorbildlich von der Grundlinie zu Iggy zurück, der an der Grenze des Fünfmeterraumes das Ding mit der Hacke verwandeln wollte. Leider fehlte da etwas Druck um das Spielgerät über die Linie zu befördern. Wenig später machte dann Bördy das inzwischen mehr als wahrscheinliche 1:2. Doch die bekannte Variable entschied erneut souverän aus dem Mittelkreis heraus auf Abseits. Pavel hatte die Situation vorbereitet, hatte nach schönem Steilpass die 1:1-Situation gegen den Einheitkeeper gewonnen und gerade noch auf den heranlaufenden Bördy abgelegt, bevor der Torwart der Gastgeber ihn mit gestrecktem Bein an der Schulter traf.  Der Stolleneinschlag war nach dem Spiel in Form eines hässlichen blutigen Loches zu sehen. Das ganze geschah an der Strafraumgrenze, wenn nicht gar im 16er und hätte eigentlich den Platzverweis nebst Freistoß oder Strafstoß nach sich ziehen müssen, fand aber leider gar keine Beachtung durch den Referee. Auch im Anschluss blieb der Stern offensiv am Drücker. Iggy wurde noch einmal durch einen der, in der zweiten Halbzeit viel zu oft gespielten, langen Bälle geschickt, schloss aber vor dem 16er, im Laufduell mit dem Verteidiger, etwas überhastet ab und verzog über den Einheitkasten. Die hier niedergeschriebene Anhäufung von Chancen soll nicht darüber hinwegtäuschen das es ein durchaus mittelprächtiger Kick mit viel Kampf und wenig Spiel war. Aber der Stern war das klar bessere Team und brachte mit Cesar kurz vor Schluss noch den dritten Stürmer, denn auch das 1:1 war zu wenig für diesen Spielverlauf. Das Max durch sein etwas unglückliches Herauslaufen mit viel Gegner- und wenig Ballkontakt im eigenen Strafraum, der SG Einheit in der 89. Minute quasi die erste Chance im zweiten Durchgang per Strafstoß verschaffte, war eigentlich nur das i-Tüpfelchen auf diesem unwahrscheinlichen Spiel. Alles Mühen brachte im Anschluss nichts mehr und so stand der Stern am Ende mit 0 von 3 sehr wahrscheinlichen Punkten da. Die Einheit marschiert mit ihrer Leistung auf Platz 5 der Tabelle und lässt den Stern hinter sich. Auch das ist Fußball.

SG Einheit Halle – Roter Stern Halle  (1:1) 2:1