Roter Stern Halle

Ein Spiel dauert 70 Minuten…

In unserem letzten Auswärtsspiel dieser Saison ging es am Sonntag gegen den Tabellenfünften Buna. Im Vorfeld erhielten wir leider die Information, dass uns unser Trainer Norman aufgrund von Terminüberschneidungen dieses Mal nicht vom Spielfeldrand unterstützen konnte. Zum Glück sprang David ein, der uns wunderbar durchs Spiel leitete und mit taktisch klugen Wechseln brillierte. Doch dazu später mehr, ich greife vor ;).

Zu erst stand für ihn und Norman nämlich die schwere Aufgabe bevor, zu entscheiden, wer spielt und wer nicht. Erstmalig seit Gründung unseres Teams waren wir in so großer Zahl für das kommende Spiel bereit, dass nicht alle spielen würden können. Wahnsinn und Daumen hoch für so viel Eifer und Einsatzwille! Pläne und Spielaufstellung waren am Vorabend in Absprache mit Norman gemacht und der Sonntag konnte kommen.

Schon früh am Morgen hatte sich zumindest das Problem der Aufstellung durch zwei Absagen in Luft aufgelöst und wir standen in immer noch beeindruckender Anzahl auf dem Kleinfeld in Buna. Unsere Gastgeber hingegen hatten offensichtlich keine Auswechsler: ein Vorteil, den wir uns durch kluge Wechsel zu Nutze machen könnten. Noch euphorisiert von der letzten Woche war die Stimmung in der Kabine ausgelassen und fröhlich. Devise: nach unserem ersten wohlverdienten Sieg war das Saisonziel erreicht und das Aufbauen von Druck nicht nötig. Das half auch anfangs ganz gut gegen die wachsende Anspannung, aber jetzt wo man erfahren hatte, wie es sich anfühlt zu gewinnen… hm, warum nicht nochmal?

Die Ansprache von David und Klärung der Aufstellung wurde wie immer mit Jubel nach jedem einzelnen Namen quittiert. So langsam ging David ein Licht auf: Es liegt gar nicht an ausschweifenden Ansprachen von Seiten Normans, dass wir recht spät immer aus den Kabinen auf dem Platz erscheinen ;). Hochmotiviert und mit dem Wissen, Kräfte sparen bei dem Wetter und so vielen Wechslern nicht nötig, standen wir auf dem Kleinfeld und das Spiel begann! Wir brauchten einige Zeit, um uns in das mittlerweile ungewohnte Kleinfeldspiel einzufinden. Die ersten paar Minuten ließen wir uns in unsere Hälfte drängen, bevor wir selbstbewusster zum Ball und in Zweikämpfe gingen und so das ganze Spielfeld inklusive Hälfte der Gegnerinnen zu nutzen begannen! Es bedurfte keiner langen Bällen über die Mittellinie hinaus… nein wir bauten unser Spiel von hinten heraus auf. Maria, als einzige zentrale Spielerin machte ihren Job wunderbar. Ebenso Katja, die ordentlich zuordnete und klare Anweisungen aussprach. Nathalie und Sarah spielten auf der linken Seite vorausschauend und bewiesen Spielverständnis, indem sie im Wechsel stürmten und verteidigten. Sandra auf der rechten Verteidigerposition sah sich häufiger zwei Gegnerinnen gegenüber, bewahrte einen kühlen Kopf und gewann so manchen Zweikampf. Und über allen waren die „Schiri, Wechsel!“-Rufe von David zu hören. Die Wechsel waren gewinnbringend: Immer wieder konnten wir so von aufgetankten, frischen Spielerinnen profitieren, die wunderbar ins Spiel fanden und nahtlos an die Stärken der Vorherspielenden anknüpfen konnten.

Das Spiel selbst war bis auf die oben erwähnten ersten Minuten ein offener Schlagabtausch: Chancen gab es auf beiden Seiten. Immer wieder versuchte Buna über die Seiten und von hinten lange Bälle in die Mitte vor unser Tor zu schlagen, wo bereits eine ihrer Spielerinnen wartete. Häufig wurden diese Bälle von uns abgefangen und die Chance für einen Konter genutzt. Torschuss um Torschuss, 3:3 Situationen vor dem gegnerischen Tor und starke Abwehr mit folgendem Konter machten aus dem Spiel eine spannende und abwechslungsreiche Partie. Kurz vor dem Halbzeitpfiff kamen wir nochmal ins Straucheln, als sich der Ball partout nicht aus unserem Strafraum herausbringen ließ. Da kam der Halbzeitpfiff für uns, als auch für die Gastgeberinnen, denen langsam die Puste ausging, wie gerufen: immer noch 0 zu 0.

Mit Wiederanpfiff setzten wir unser Spiel unbeirrt fort. Nun waren wir jetzt diejenigen, die den Gegner in ihre Hälfte drängten. Nachdem die Torfrau Bunas und eine Feldspielerin Trikots und Positionen in der Halbzeitpause getauscht hatten, würden wir erst Recht so oft wie möglich den Abschluss suchen: wieder eine Hereingabe von Vera, Silvana sicherte hinten ab, als Katja hin und wieder mit nach vorne arbeitete und die Gegnerinnen ins Schwitzen brachte. Luise mit ihrer Laufstärke rannte den Gastgeberinnen davon und Eli packte die Doppelpässe aus.

Leider gingen wir trotz allen Bemühungen nach ca. 10 Minuten mit 1:0 in Rückstand. Grund war eine Fehleinschätzung eines hohen Balles, der sich irgendwie zwischen Anjas Torwarthandschuh und Latte hindurchmogelte. Ärgerlich. Aber Weiterkämpfen, noch war das Spiel nicht zu Ende! Nach Wiederanpfiff war der Wunsch nach dem Ausgleich zu spüren: unermüdlich kämpften wir uns nach vorne. Bloß nicht aufgeben, da war noch was drin! Zwei gelbe Karten (gut verteilt auf beide Teams) und 24 Minuten später, brach die 69. und damit letzte Minute an. Alles oder nichts: Katja ging noch einmal mit nach vorne und mit Druck nach vorne und vereinten Kräften jubelten wir und die Fans schließlich über das Ausgleichstor von Katja! In der letzten Minute das 1:1!!! Leider hatte sich Katja bei dieser Aktion am Knie verletzt und kam nicht mehr mit zurück. Der Rest ist schnell erzählt: der Schiri pfiff an, ließ keine Zeit für einen erneuten Wechsel, um die Abwehr zu stärken, wir noch im Freudentaumel wurden überrannt, Gegnerin war plötzlich alleine vorm Tor und schaffte in der 70. Minute das 2:1 für Buna. So schnell waren wir wieder auf dem Boden der bitteren Tatsache gelandet, als schließlich der Schlusspfiff des Schiris über den Platz hallte. Ein Unentschieden hätte besser die Geschichte dieses ausgeglichenen Spieles erzählt. Die Gemüter nach dieser kurzen Freude waren etwas getrübt. Aber wir sollten uns an die Worte von David halten: „Erinnert euch an die Freude, als das 1:1 fiel! Denn die habt ihr verdient!“ Und diese Freude sollte es wirklich sein, die uns  nach diesem Spiel im Gedächtnis bleibt und der Kampfgeist, den jede einzelne bewiesen hat. Mit den zwei Dingen im Gepäck können wir übernächste Woche in unser letztes Saisonspiel gehen!

Danke für den Bericht Anja.