7 schlägt 3 mit 4:2…

… und rutscht zumindest kurzfristig auf den 6. Platz. Und das nach einem grandiosen Heimspielspektakel,  welches einer kleinen, ultraharten Sternfangemeinde geboten wurde, die trotz des widerlich nasskalten Wetters auf dem Felsen erschienen war.
Die SG Halle 05 trat nicht nur als Tabellendritter beim Roten Stern an sondern zunächst auch so auf. Fast unermüdlich ging es vornehmlich Richtung Strafraum der Gastgeber, die bis zur Mitte der 1. Halbzeit offensiv so gut wie gar nicht stattfanden. Die SG hatte mehr Ballbesitz, war bissiger in den Zweikämpfen und zielstrebiger im Spiel nach vorne. Nach 20 Minuten verbuchten die Gäste bereits ein deutliches Chancenplus, allerdings ohne Torerfolg. Der Stern war aus Gründen akuter Personalnot zu einigen gewagten Positionsbesetzungen gezwungen. Cesar musste als etatmäßiger Stürmer als rechter Verteidiger aushelfen, Tilly musste nach langer Spiel- und Trainingspause gleich von Anfang an auf der linken Seiten verteidigen und Kai, eigentlich sonst auch eher offensiv tätig, musste sogar die Kiste hüten. Alle drei erfüllten ihre Augaben jedoch mit Bravour. Cesar zeigte sein Allroundtalent durch seine beeindruckende Zweikampfstärke, Tilli knüpfte nahtlos an seine guten Leistungen vor der Winterpause an und Kai zeigte Paraden, die nicht nur nach einer klaren Kampfansage an Max aussahen sondern auch die SG über eine lange Zeit an den Rand der völligen Verzweiflung trieben.  Der Stern war vor allem über schnelle Konter gefährlich und in der 25. Minute auch erfolgreich. Mit etwas Glück fand ein Pass in die Spitze Iggy, der aus dem linken Halbfeld auf das Tor der SG zusteuerte, im Strafraum die Übersicht behielt und mit scharfer Hereingabe den heransprintenten Bördy am langen Pfosten bediente. Der musste nur noch Danke sagen und einschieben und es stand etwas überraschend 1:0. Kurz darauf war plötzlich Peer frei vor dem Tor der Gäste und schlenzte den Ball von der Strafraumgrenze Zentimeter am langen Eck vorbei. Fußballerisch war das verbesserungswürdig, sportlich aber völlig in Ordnung, denn ein 2:0 hätte den Spielverlauf zu diesem Zeitpunkt doch sehr verzerrt dargestellt. Die Gäste drängten bis zur Pause auf den Ausgleich, blieben aber entweder in der vielbeinigen Abwehr des Sterns hängen oder fanden eben spätestens in Kai „The Wall“ ihren Meister, der zum Teil unorthodox aber immer erfolgreich einem Treffer im Weg stand. So blieb es beim etwas schmeichelhaften 1:0 zur Pause.

Die zweite Hälfte begann zunächst wie die erste mit einer guten Möglichkeit der SG, die das Sterntor aber um Zentimeter verfehlte. Darauf folgten jedoch gleich zwei gut vorgetragene Konter des Sterns, der gegen nach wie vor sehr offensiv aufgestellte Gäste begann, sich die Halbzeitführung auch nachträglich zu verdienen. Und diese auszubauen. Wieder wurde Iggy vorbildlich freigespielt (dieses mal vom unermüdlich im Mittelfeld rackernden Steve?), schürzte den herauseilenden SG-Keeper an der Strafraumkante und der Ball trudelte mit nervenaufreibender Langsamkeit, nur Zentimeter wurde einem hinterhersprintenten SG-Spieler, ins rechte Eck des Gästetores. 2:0 und großer Jubel!
Aber es kam noch besser. Die SG setzte ihre Offensivbemühungen unbeirrt fort und blieb dabei defensiv anfällig. Und so war es einige Kaiparaden später erneut Iggy, der einen Konter über die rechte Seite erfolgreich abschließen konnte. Und wie: umringt von drei SG-Spielern und dem, diesmal wohl etwas zu voreilig herausgelaufenen Keeper, versetzte Iggy letzterem die zweite Schürze an der rechten Ecke des Gästestrafraums und man konnte der nicht mehr aufzuhaltenden Enstehung des 3:0 ab diesem Zeitpunkt genussvoll zusehen und diese bejubeln sofern man Sternfan war. Heben ist retro, tunneln ist angesagt! 3:0! Die Eiseskälte des Sterns in Sachen Chancenverwertung und Torabschluss ließ die Umgebungstemperaturen dieses Sonntags geradezu sommerlich erscheinen.
In der 70. Spielminute gab es dann aber doch die schockierende Erkenntnis für das Sternteam: Kai „The Wall“ ist doch nicht unüberwindbar. Das ist hart, wenn man sich fast ein ganzes Spiel darauf verlassen hat. Das 3:1 viel ausnahmsweise mal nach einer Kontersituation für die Gäste, in einem jetzt recht ausgeglichenen Spiel, welches in kräftezehrendem Tempo und intensiv geführt hoch und runter lief. Kurz darauf folgte gleich noch ein Schock und weiterer Aufwind für die 05er als Peer, wegen wiederholtem Äußern von Zweifeln an der Regelkonformität der Entscheidungen des Unpartaiischen, mit Geld-Rot des Platzes verwiesen wurde. Eine sehr harte Entscheidung, die den Stern auch im nächsten Spiel noch schmerzen wird und für weitere unnötige Spannung in einem eigentlich schon gelaufenen Spiel sorgte. Den Deckel, den sie SG mit dem Anschlusstreffer noch einmal angehoben hatte, machte in der 77. Minute dann Jens wieder auf den Topf, nach schöner Vorbereitung und Hereingabe von Iggy, konnte er zentral vor dem Tor der SG zum 4:1 einschieben. Iggy war damit an allen 4 Treffern des Sterns beteiligt und machte ein ganz großes Spiel. Die Gäste steckten bis zum Schlusspfiff nicht auf und belohnten sich, nach einer nicht sicher geklärten Ecke in der 83. Minute mit dem 4:2. Dem Stern kam die grundsätzliche Regelung, Spiele nach 90 Minuten und etwas Nachspielzeit zu beenden, an diesem Sonntag sicherlich entgegen. So konnte mit dem Abfiff ein großartiger Heimsieg nach spekatkulärem Spiel gefeiert werden, dessen Glanz nur die Herunterstellung von Peer etwas trübte.

Roter Stern Halle – SG Halle 05  (1:0) 4:2